Stand up and speak up for our children – Thema Kindesmissbrauch

Normalerweise sind meine Beiträge lustig zu lesen. Heute nicht.

Mama mich hat jemand angefasst.“

„Papa, mir hat jemand weh getan.“

„Mama, ich versteh das nicht, warum tut das so weh?“

„Papa, was hab ich falsch gemacht?“

Ich schreibe diese vier Sätze und habe Tränen in den Augen. Nur bei der Vorstellung, dass ich diese Sätze hören könnte. Unvorstellbar für mich. Einer meiner größten Albträume. Überall lese ich von den Freuden des Elterndaseins, aber kaum über die Ängste und Albträume. Aber es gibt Mütter. Und es gibt Väter, die diese Sätze hören. Denen mit einem Mal alles entrissen wird und die im freien Fall stürzen. Die diesen Albtraum durchleben müssen.

Hilflosigkeit. Verzweiflung. Wut. Unglaubliche Wut. Entsetzen. Trauer. Ohnmacht.

Nein, das kann nicht wirklich meinem Kind passieren? Die Mutter oder der Vater brechen innerlich vollkommen zusammen. Das ist wohl eins der Dinge, vor denen sich Eltern am meisten fürchten. Ich stelle mir vor, dass du in einem solchen Moment innerlich in Millionen Stücke zerrissen wirst, du fällst in den Abgrund und alles was bis jetzt existiert hat ist bedeutungslos.  Denn dein Leben gerät vollkommen aus den Fugen. Es ist etwas passiert, was du nicht verhindern konntest. Du konntest dein Kind nicht beschützen. Deinem Kind wurde wehgetan. Nicht nur körperlich, nein auch seelisch.

Einem kleinen unschuldigen Kind, das noch so viel vor sich hat und in seinem Dasein und seiner Seele vollkommen unberührt war. Jetzt nicht mehr. Das wurde zerstört.

Aber du darfst nicht zusammen brechen. Du musst jetzt stark sein, für dein Kind.

Wie schaffst du  das als Mutter oder Vater?

Wie kannst du in einem solchen Moment nicht schreiend auf den Boden sacken und dich fragen „Wieso, wieso musste das meinem Kind angetan werden? Mein Kind kann sich doch gar nicht wehren. Mein Kind ist klein, hilflos und so unglaublich unschuldig, wie kann ein Mensch meinem Kind so etwas antun?

Nur daran zu denken, dass dies auch uns passieren könnte, ist so schrecklich, dass ich da gar nicht drüber nachdenken möchte. Das ist ein Thema, damit will ich mich nicht befassen. Diese Gedanken möchte ich nicht in meinem Kopf haben.

Aber ich finde es ist ein wichtiges Thema.

Damit muss ich mich als Mutter beschäftigen, auch wenn ich persönlich damit keinen Kontakt habe. Es gibt Eltern, die erleben eine solche Situation. Es gibt Kinder, die sind betroffen. Und deshalb finde ich es wichtig, dass wir als Eltern uns auch mit solchen Themen beschäftigen und darüber reden. Öffentlich. Über so etwas möchte man als Mutter oder Vater nicht reden, ich weiß. Es ist viel schöner weiter in der rosaroten Welt zu leben und das alles ganz weit von sich zu stoßen, da ich selber ja gar nicht betroffen bin. Aber das geht nicht. Es kann jedem von uns passieren!

Es ist genauso wichtig, dieses Thema mit den Kindern zu besprechen. Ihnen zu erzählen, dass es nicht nur nette Menschen auf der Welt gibt. Dass es nicht überall so friedlich und gesittet zu geht wie in unserem Leben. Dass es auch anders geht.

Wie soll sich ein Kind schützen, wenn nie mit ihm auch über so etwas gesprochen wird?

Wenn es nicht darauf vorbereitet wird, dass es auch Situationen im Leben gibt, die alles von dir abverlangen? Wie soll es Gefahr erkennen, wenn ihm oder ihr nie gesagt wurde, dass es auch Dinge gibt, vor denen man sich schützen muss? Darüber zu reden ist keine Garantie, dass sich ein Kind davor schützen kann, weiß Gott nicht. Aber es sensibilisiert die Kinder, dich selbst und auch andere Menschen.

MISSBRAUCH.

Ein Wort, das in mir ein großes Gefühl von Unbehagen weckt. So oft wird in der Zeitung und auch in den Nachrichten darüber berichtet. Und jedes Mal bete ich, dass meinem Kind so etwas niemals passieren wird. Ich frage mich immer, was das für Menschen sind. Was kann einen Menschen dazu bewegen, einem Kind so etwas Schreckliches anzutun? Lieber soll mir so etwas passieren als meinem Kind, denke ich dann.

Wie kann ich sowas schreiben? So etwas wünscht man niemandem. Aber als Mutter möchte ich alles auf mich nehmen und würde mein Leben für mein Kind geben. So fühle ich als Mutter. Es gibt für mich nichts Wichtigeres auf der Welt. Mein Kind soll diesen Schmerz und dieses Leiden nicht ertragen müssen.

Fremde, Bekannte, Familie. Es kann überall passieren. Für mich unvorstellbar, dass das in meiner Familie passiert. Für dich auch?

Aber es gibt Familien, da passiert es. Es gibt Elternteile, die das eigene Kind missbrauchen. Die Eltern, die Bezugsperson, die Vertrauensbasis des Kindes. Die falsche Liebe erzwingen. Die die Kinder zwingen Dinge zu tun und zu ertragen, die ich mir nicht vorstellen möchte. Es gibt Verwandte, die das Kind missbrauchen, Nachbarn, die einen doch immer so freundlich grüßen. Fremde, von deren Existenz du nicht mal etwas wusstest.

Menschenkenntnis. Du denkst du hast sie und kannst deine Mitmenschen gut einschätzen. Machst dir dann einen Vorwurf, dass du es nicht erkannt hast. Aber hast du es wirklich nicht erkannt oder nur die Augen verschlossen? Haben deine Familie und Verwandten die Augen verschlossen? Hat niemand richtig hingeguckt?

Vorwürfe, Zweifel, Unglauben.

Es wird bemerkt und keiner tut etwas. Wegschauen und nicht darüber nachdenken, was für Anzeichen gerade bemerkt werden.

Blaue Flecken?

Das Kind ist hingefallen, hat sich gestoßen. Nein die blauen Flecken an den Oberschenkeln kommen vom Sport. Ja, beim Fußball hat wohl jemand zu fest zugetreten. Kommt doch öfters mal vor, dass gefault wird und dann tritt jemand im Lauf auf den Oberschenkel. Sieht man doch, sieht fast aus wie ein Handabdruck, ist ja komisch. Sachen gibt’s.

Schlechtes Essverhalten?

Mein Kind war eh immer schon eine schlechte Esserin, das ist normal, dass sie mal tagelang kaum etwas isst. Das kommt bald wieder, wenn die Phase vorbei ist. Ja klar, ist schon ein bisschen viel, dass sie in so kurzer Zeit 6 Kilo in dem Alter abgenommen hat. Aber ihr wisst doch wie Mädchen sind. Size Zero ist doch so modern, da hat sie sich wohl ein falsches Vorbild genommen. Ich rede mal mit ihr, wenn es so weiter geht.

Sozialer Rückzug?

Manchmal braucht ein Kind auch mal Ruhe. Im Moment möchte er einfach nicht mit seinen Freunden Spielen und zum Fußballtraining gehen. Er liest lieber alleine in seinem Zimmer. Nein, zu den Geburtstagen kommt er nicht, er möchte lieber für die Klausuren lernen, finde ich richtig und toll von ihm. Kinder brauchen auch mal Ruhe. Die müssen doch nicht ständig in Aktion sein. Auch wenn alle seine besten Kitafreunde da sind. Dann kommt er halt nächstes Jahr.

Angst vor bestimmten Personen?

Ja, er macht immer Theater, wenn er übers Wochenende zu seinem Onkel und seiner Tante fährt. Seit Wochen schon, schmeißt sich auf den Boden und versucht sich, in seinem Zimmer einzuschließen. Aber wir haben ihm den Schlüssel weggenommen. Kinder machen halt mal Theater. Aber im Grunde ist er gerne dort. Sie machen immer schöne Sachen wenn er da ist. Wenn er wieder kommt ist er immer so müde, er legt sich sofort schlafen ohne vorher Abendbrot zu essen. Meine Schwägerin meinte schon, er ist immer so unvorsichtig beim Spielen, ständig fällt er irgendwo runter und hat blaue Flecken. So ein Rabauke. Die Unterwäsche ist auch ständig zerrissen, er muss wohl mal besser aufpassen beim Klettern, dass nicht immer alles kaputt geht.

Wiederauftreten von Einnässen?

Meine Tochter macht seit neustem wieder ständig nachts ins Bett. Neulich hat sie sogar in die Hose gemacht, als wir unseren Nachbarn beim Einkaufen getroffen haben. Gott war mir das peinlich, dass sie das in der Öffentlichkeit macht. Da steht sie und glotzt ihn die ganze Zeit an, sagt nicht einmal „Hallo“ und pinkelt dann in die Hose. Mitten im Einkaufsladen. Da habe ich erstmal mit ihr geschimpft. Hab ihr schon angedroht, dass sie wieder Windeln tragen muss wie ein Baby, wenn das nicht besser wird. Wir mussten jetzt eine neue Matratze kaufen. Neulich war die sogar etwas blutig. Also ich denke mit 7 Jahren hat sie noch nicht ihre Periode bekommen, aber man weiß ja nie. Wer weiß was sie wieder gemacht hat.

Schmerzen oder Ganzkörperschmerz?

Mein Sohn sagt ständig, dass ihm alles wehtut. Verstehe ich nicht. Er fällt selten hin, ist sonst eher sehr vorsichtig. Aber jedes Mal wenn er vom Schwimmtraining nach Hause kommt tut ihm der ganze Körper weh. Wir waren schon bei mehreren Ärzten. Die wissen auch nicht woran es liegt. Mal hat er Kopfschmerzen, dann tun ihm die Augen weh. Dann der Mund. Manchmal sagt er, er kann nicht sitzen weil sein Po wehtut. Ich will ihm ja nicht unterstellen, dass er nur simuliert, weil er einfach keine Lust auf das Training hat. Aber es ist ja immer an den Tagen und davor. Oft auch danach. Vielleicht sollten wir mal einen anderen Sportverein oder eine andere Sportart ausprobieren? Die Ärzte sagen ja auch, er hat keine Erkrankung.

Merkwürdige oder verstörende Bilder?

In letzter Zeit malen meine Töchter immer so komische Bilder. Früher haben sie so schön gemalt. Bunte Bilder, mit Prinzessinnen und Blumen, Herzchen und Pferden. Gestern haben sie mich in der Kita angesprochen, weil die beiden beim Malen völlig apathisch alles auf dem Blatt schwarz übergekritzelt haben. Naja vielleicht hatten sie einfach keine Lust zu malen oder waren mit ihrem Bild unzufrieden?

Passiert doch mal bei Kindern.

Heute haben sie beide zusammen ein Bild gemalt. Ich dachte erst, sie haben sich und meinen Mann gemalt, weil es zwei Mädchen und ein Mann waren. War aber komisch, weil der Mann so böse im Gesicht aussah und das Gesicht von den Stiften total kaputt gestochen war.

Als ich gefragt hab was das soll meinten meine Töchter: „ Mama der Hausmeister ist ein böser Mann. Kann der nicht weg gehen?“. „ Ja Mama, der sagt immer so komische Sachen zu uns. Und er sagt immer, es ist ein Geheimnis, dass er uns den geheimen Zauberraum in der Kita zeigt. Da dürfen nur Prinzessinnen rein und nicht erzählen, was da passiert. Weil die anderen sind ja keine Prinzessinnen so wie wir.“. Fand ich ja schon ein bisschen merkwürdig. Aber ist ja nett vom Hausmeister, dass er mit den Kindern so lieb spielt und mitmacht. Warum ist er deswegen denn böse? Verstehe ich nicht.

…..

Was hast du gefühlt oder gedacht als du das gerade gelesen hast?

Unbehagen? Ekel? Unverständnis? Aggressivität?

Ich sage dir mal was ich gefühlt habe, als ich das aufgeschrieben habe. Mir ist schlecht und ich möchte eigentlich weinen. Das kann doch nicht wirklich passieren, dass so offensichtliches Verhalten einfach nicht erkannt wird? Diese Kinder tun mir so unendlich leid, die so etwas durchleben müssen. Denn es passiert. Und es passiert auch, dass niemand auf dieses Verhalten reagiert.

Das waren nur ein paar Beispiele, für auffälliges Verhalten bei missbrauchten Kindern. Es gibt noch einiges mehr und natürlich kann bestimmtes Verhalten auch in anderen Stresssituationen auftreten. Wenn die Eltern eine Krise haben, sich trennen etc.

Aber was ich damit sagen will ist, dass so ein Verhalten trotzdem in JEDEM FALL auffällig ist und nicht ignoriert werden darf. ES IST EIN STUMMER HILFESCHREI!

Du musst diesem Verhalten Beachtung schenken und es ernst nehmen. Egal woraus es resultiert, auch wenn der Auslöser kein Missbrauch sondern zum Glück etwas ganz banales ist.

Mach die Augen auf und schau hin. Ignoriere es nicht, nimm es ernst. Sei einfühlsam und sehr behutsam und wenn nötig, hole dir Hilfe. Es geht nicht darum ein Versagen der Eltern aufzudecken oder es den Eltern vorzuwerfen. Es geht darum den Kindern zu helfen. Sie zu schützen und für sie da zu sein. Ihnen das Vertrauen zu schenken und die Geborgenheit zu schaffen, damit sie sich beschützt und verstanden fühlen und keine Angst haben müssen zu reden. Damit sie sich öffnen können und einen Ausweg angeboten bekommen.

Fortsetzung folgt

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